Gestern sa\u00df die Whistleblowerin Chelsea Manning bei der Internetkonferenz\u00a0republica\u00a0<\/em><\/a><\/span>auf der B\u00fchne und sprach \u00fcber ihre Zeit im Gef\u00e4ngnis, die Gefahr und die Chancen neuer Technologien und ihre Arbeit als Aktivistin. Angek\u00fcndigt war die Veranstaltung als Kamingespr\u00e4ch und das Sch\u00f6ne an der fast einst\u00fcndigen Unterhaltung war, dass die Tatsache, dass Chelsea Manning eine trans Frau ist, keine Rolle spielte. Ganz am Anfang wurde sie gefragt, wie sie die ganze Transition verarbeitet hat – und im Nachsatz wurde klar gestellt, dass in diesem Fall die Wandlung von einer Inhaftierten in Isolationshaft hin zu einer \u00f6ffentlichen Ber\u00fchmtheit, die demn\u00e4chst f\u00fcr den Senat kandidieren m\u00f6chte, gemeint ist. Obwohl Chelsea Manning einige Male erw\u00e4hnte, dass sie eine trans person\u00a0<\/em>\u00a0ist, spielte ihr Geschlecht ansonsten keine Rolle – auch die Nachfragen aus dem Publikum drehten sich einzig und allein um ihr heutiges Engagement, nicht um ihre Vergangenheit.<\/p>\n Im Anschluss an ihren Auftritt, erschienen in denen deutschen Medien zahlreiche Artikel \u00fcber Chelsea Manning und dabei sind mir zwei Dinge aufgefallen:<\/p>\n <\/p>\n Diese beiden Beispiele sind aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung<\/a><\/span> und aus der S\u00fcddeutschen Zeitung<\/a><\/span> – das positive Gegenbeispiel kommt aus dem SPIEGEL<\/a><\/span>, der es schafft, einen ganzen Artikel \u00fcber Chelsea Manning zu schreiben, ohne ihren alten Namen zu erw\u00e4hnen und ihr Geschlecht zu thematisieren. Es ist also tats\u00e4chlich m\u00f6glich!<\/p>\n Chelsea Manning ist der Name der Person, die all diese Dinge getan hat, bevor sie sich \u00f6ffentlich als trans geoutet hat. Die Person, die diese Dinge getan hat, die Chelsea Manning tat, bevor sie sich outete, ist eine Frau. Es gibt keinen Grund in einem Artikel \u00fcber ihre Arbeit als politische Aktivistin zu erw\u00e4hnen, wie ihr fr\u00fcherer Name gewesen ist oder ob sie eine Geschlechtsangleichung hatte. Jedes Mal, wenn es doch wieder erw\u00e4hnt wird, manifestiert sich die Vorstellung, dass Menschen von einem Tag auf den anderen mal eben ihr Geschlecht wandeln. Da mein alter, abgelegter Name auch \u00f6ffentlich bekannt war – wenn gleich nat\u00fcrlich nicht so bekannt, wie der von Chelsea Manning – reagiere ich besonders empfindlich auf diese Art der Berichterstattung. Es ist unn\u00f6tig, irrelevant und verletzend. Es ist auch keine komplizierte Zwickm\u00fchle f\u00fcr Journalisten*innen – der SPIEGEL macht ja vor, dass es problemlos gelingt, auch so einen verst\u00e4ndlichen Artikel \u00fcber Chelsea Manning zu ver\u00f6ffentlichen. Es gibt Menschen, die jedes Mal – wenn ich etwas zu diesem Thema schreibe – wieder argumentieren, dass die Nennung des alten Namens m\u00f6glicherweise n\u00f6tig sei oder zum Verst\u00e4ndnis beitrage und ich kann dazu nur ganz klar\u00a0nein\u00a0<\/em>sagen.<\/p>\n Chelsea Manning hat auf der B\u00fchne viele kluge Sachen gesagt, eine der wichtigsten S\u00e4tze f\u00fcr mich, war: „H\u00f6re auf Erfahrungen, die du nicht hast.“ Ich bin ein Betroffener. Ich bin ein trans Mann. Ich erkl\u00e4re immer wieder, was an der Verwendung des Deadnames – in welchem Kontext auch immer – verletzend sein kann. Und es f\u00fchlt sich unglaublich \u00fcbergriffig an, wenn es Menschen gibt, die in keiner Form betroffen sind und dann trotzdem sagen: ich respektiere deine Meinung, aber ich sehe das anders. Es geht hier nicht um eine\u00a0Meinung\u00a0 – es geht darum, dass ich darum bitte, nicht verletzt zu werden.<\/p>\n Um es ganz hart auszudr\u00fccken: die Meinungen, Ansichten und Gedanken von cis Personen zum Thema Deadname sind v\u00f6llig irrelevant. Wichtig ist: Betroffenen zuh\u00f6ren, Gef\u00fchle und Verletzungen respektieren und auf die W\u00fcnsche und Bitten derjenigen einzugehen, \u00dcBER die hier geschrieben wird.<\/p>\n Das Interview mit Chelsea Manning kann hier<\/span><\/a> angeschaut werden.<\/p>\n\n
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