F\u00fcr viele trans Menschen ist die offizielle \u00c4nderung ihres Vornamens und Personenstands ein wichtiger Schritt. Doch wie l\u00e4uft so eine \u00c4nderung eigentlich genau ab? Und was f\u00fcr ein Aufwand und welche Kosten sind damit verbunden?<\/p>\n
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Als ich online zum ersten Mal erz\u00e4hlte, dass ich Linus bin, habe ich das spontan und voller Angst und Panik getan. Jahrelang dachte ich, ich k\u00f6nnte diesen Schritt niemals gehen. Und dann wurde mir irgendwann ganz pl\u00f6tzlich klar, dass ich nicht weiterleben kann, wenn ich diesen Schritt nicht gehe. Ganz \u00e4hnlich war es mit meinem Wunsch meinen Namen auch offiziell zu \u00e4ndern – monatelang dachte ich, mir fehlt die Kraft daf\u00fcr, bis ich irgendwann in einer Beratungsstelle sa\u00df und voller Angst und Panik sagte: „Mein einziger gro\u00dfer Wunsch gerade ist, endlich auch offiziell meinen Namen zu \u00e4ndern.“<\/p>\n
Wie gehe ich vor, wenn ich meinen Vornamen und Personenstand \u00e4ndern m\u00f6chte?<\/strong><\/p>\n trans Menschen, die ihren Vornamen und Personenstand \u00e4ndern wollen, m\u00fcssen daf\u00fcr bei einem beliebigen Amtsgericht einen formlosen Antrag einreichen. Dem Antrag beigef\u00fcgt werden sollte ein sogenannter\u00a0transsexueller Lebenslauf.<\/em> Nach Einreichen dieses Antrags, werden vom Gericht zwei Gutachten in Auftrag gegeben, in denen die Gutachter*innen darlegen m\u00fcssen, dass die betroffene Person sich dem anderen Geschlecht zugeh\u00f6rig f\u00fchlt und sich dieses Gef\u00fchl auch nicht mehr \u00e4ndern wird. Es ist m\u00f6glich, sich einen Gutachter oder eine Gutachterin zu w\u00fcnschen, f\u00fcr das zweite Gutachten bekommt man jemanden zugeteilt. Es ist von Fall zu Fall unterschiedlich, wie lange es dauert, ein Gutachten zu erstellen – es h\u00e4ngt ganz davon ab, wie schnell Termine vergeben werden, wie lang die Wartezeit ist und wie viele Sitzungen ben\u00f6tigt werden. Ich habe schon geh\u00f6rt, dass es Verfahren gab, die in vier Monaten durch waren, w\u00e4hrend andere eineinhalb Jahre dauerten.<\/p>\n Kosten des Verfahrens<\/strong><\/p>\n Die Kosten des Verfahrens m\u00fcssen von den Antragstellern selbst getragen werden und schwanken zwischen 1000\u20ac und 4000\u20ac.\u00a0 Diese Schwankungen sind sicherlich auch damit zu erkl\u00e4ren, dass unterschiedlich viele Sitzungen f\u00fcr die Erstellung eines Gutachtens ben\u00f6tigt werden – f\u00fcr eine Sitzung zahlt man \u00fcbrigens einen Stundensatz von 100\u20ac.<\/p>\n In bestimmten F\u00e4llen kann dem Antrag ein Formular f\u00fcr die Beantragung der Prozesskostenbeihilfe beigelegt werden.\u00a0 F\u00fcr die Prozesskostenbeihilfe kommen diejenigen in Frage, die wenig Geld verdienen oder diejenigen, die so hohe Ausgaben haben, dass ihnen im Monat zu wenig bleibt, um die Verfahrenskosten selbst zu tragen. Die Bewilligung f\u00fcr Prozesskostenbeihilfe kann jedoch im laufenden Verfahren wieder zur\u00fcckgezogen werden – falls sich die finanziellen Umst\u00e4nde \u00e4ndern.<\/p>\n Kritik<\/strong><\/p>\n F\u00fcr etwas, das eigentlich die eigene Entscheidung eines erwachsenen Menschen\u00a0 sein sollte und im Prinzip ein simpler Verwaltungsakt ist, ist also ein immenser Aufwand n\u00f6tig: das Verfahren kostet Zeit, Geld und Kraft. Diese Tatsache f\u00fchrt immer wieder zu Kritik am aktuellen Verfahrensprozedere.<\/p>\n Was zudem immer wieder kritisiert wird, ist die Art und Weise der Gutachtenerstellung – wie kann ich beweisen, dass ich trans genug bin, um meinen Personenstand \u00e4ndern zu lassen? Ist meine Frisur trans genug? Meine Kleidung? Mein Auftreten? Mein Leben? Bin ich noch trans genug, wenn ich zur Anh\u00f6rung nicht meinen Binder anziehe? Das sind alles Fragen, die mich manchmal nachts wach liegen lassen.<\/p>\n Wie schaut es eigentlich in anderen L\u00e4ndern aus?<\/strong><\/p>\n Das Verfahren ist nicht in allen L\u00e4ndern so kompliziert, wie hier. In Argentinien, D\u00e4nemark, Malta, Irland oder auch Norwegen k\u00f6nnen trans Menschen ohne gerichtlichen Beschluss und ohne Gutachten ihren Vornamen und ihr Geschlecht \u00e4ndern.<\/p>\n \u00dcbrigens: auch cis Personen m\u00fcssen f\u00fcr eine Namens\u00e4nderung zahlen!<\/strong><\/p>\n Zuletzt bin ich immer wieder \u00fcber Kommentare gestolpert, in denen Menschen schrieben, dass auch cis Personen f\u00fcr eine Namens\u00e4nderung zahlen m\u00fcssten. Das ist nat\u00fcrlich korrekt! Wer beschlie\u00dft, dass er jetzt nicht mehr Peter hei\u00dfen m\u00f6chte, sondern lieber Klaus, muss f\u00fcr diese Namens\u00e4nderung zahlen. Der Unterschied ist aber, dass Peter f\u00fcr seinen Wunschnamen nicht zwei Gutachten in Auftrag geben muss und deshalb bedeutend weniger zahlen muss.<\/p>\n Habt ihr noch Fragen?<\/strong><\/p>\n Ich habe bisher den Antrag auf Prozesskostenhilfe gestellt und werde nun die n\u00e4chsten Schritte in Angriffe nehmen, \u00fcber die ich euch hier gerne weiterhin auf dem Laufenden halten kann.<\/p>\n Habt ihr dar\u00fcber hinaus noch Fragen?<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" F\u00fcr viele trans Menschen ist die offizielle \u00c4nderung ihres Vornamens und Personenstands ein wichtiger Schritt. Doch wie l\u00e4uft so eine \u00c4nderung eigentlich genau ab? Und was f\u00fcr ein Aufwand und welche Kosten sind damit verbunden? 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